Waldwirtschaft ist eine Weiterleitung auf diesen Artikel. Zum Biergarten bei München siehe Waldwirtschaft (Pullach)
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Forstarbeiter im Allgäuer Wald
Mediendatei abspielen Video des Landschaftsverbandes Rheinland: Forstwirtschaft und Ausbildung zum Forstwirt, 2018
Forstarbeiten in ÃÂsterreich
Die Forst- oder Waldwirtschaft als Teil der Volkswirtschaft bedeutet das planmäÃÂige Handeln des wirtschaftenden Menschen im Wald. Ziel dieser Handlungen sind heute neben der Rohstofferzeugung, vor allem von Holz, auch das Erbringen immaterieller Leistungen wie die Erhaltung der Wälder, insbesondere als Schutz- und Erholungsraum.
Die Ziele der Forstwirtschaft können regional und über die Zeit hinweg stark variieren. In Mitteleuropa hat sich nach jahrhundertelangem Raubbau etwa ab dem 19. Jahrhundert die nachhaltige Form der Holznutzung durchgesetzt, die seit der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts verstärkt gesellschaftliche Bedürfnisse berücksichtigt.
Ein in der Forstwirtschaft tätiges Unternehmen wird als Forstbetrieb bezeichnet.
Inhaltsverzeichnis
1 Aufgaben der Forstwirtschaft
1.1 Berücksichtigung der Nachhaltigkeit
2 Struktur
2.1 Waldverteilung in Deutschland nach Land und Eigentumsart
3 Wald-Wild-Konflikt
4 Schädlingsbekämpfung
5 Volkswirtschaftliche Bedeutung
5.1 Deutschland
5.2 ÃÂsterreich
6 Berufsfeld
6.1 Ausbildung
6.1.1 Universitätsstudium
6.1.2 Fachhochschulstudium
6.1.3 Studium an einer berufsbildenden höheren Schule
6.2 Berufe
6.2.1 Forsttechniker
6.2.2 Forstwirt
6.2.3 Forstwart
6.2.4 Forstfacharbeiter
6.3 Berufsvertretungen
6.4 Organisationen der Forstwirtschaft in Deutschland
7 Forstwirtschaft weltweit
7.1 Südasien
8 Siehe auch
9 Literatur
9.1 Zur internationalen Forstwirtschaft
10 Weblinks
11 Einzelnachweise
Aufgaben der Forstwirtschaft
Der Harvester benötigt nur knapp zwei Minuten, um einen Baum zu fällen, zu entasten und in genormte Stücke zu sägen. Die Maschine ist damit fast zehnmal schneller als ein Mann mit Axt und Motorsäge.
In Deutschland sind die Waldbesitzer nach den Bundes- und Landeswaldgesetzen dazu verpflichtet, ihre Wälder âÂÂordnungsgemäàund nachhaltigâ (ç11 Bundeswaldgesetz) zu bewirtschaften. Hierbei kommt es darauf an, dass die Funktionen des Waldes nicht nur als Rohstoffquelle, sondern auch als Grundlage für den Arten-, Boden-, Klima- und Wasserschutz sowie für Freizeit und Erholung der Bevölkerung berücksichtigt werden. Dazu erfordert die heutige Forstwirtschaft ein ständiges Abwägen zwischen wirtschaftlichen und ökologischen Interessen, um die unterschiedlichen Ansprüche an den Wald berücksichtigen zu können. Zum ÃÂkosystem Wald gehört auch das Wild, dessen Bestände durch Jagd und Hege von den Forstleuten reguliert werden,[1] um Wildschäden vorzubeugen.[2]
Berücksichtigung der Nachhaltigkeit
Aufgestapeltes Holz im Fichtelgebirge
â Hauptartikel: Nachhaltigkeit (Forstwirtschaft)
Nach katastrophalen Waldzerstörungen in Mitteleuropa im Mittelalter durch eine ÃÂbernutzung der Wälder entwickelte sich der Grundsatz der forstlichen Massennachhaltigkeit: âÂÂMan entnehme dem Wald nicht mehr Holzmasse, als gleichzeitig nachwächstâ (Siehe auch: Geschichte des Waldes in Mitteleuropa). Nachfolgenden Generationen sollen mindestens vergleichbare, wenn nicht bessere Nutzungsmöglichkeiten überlassen werden. Die Nachhaltigkeit der Bewirtschaftung wurde schon im 19. Jahrhundert auf ökologische und später soziale Nachhaltigkeit ausgedehnt. Seit Mitte der 1990er mündet dies in Zertifizierungen wie zum Beispiel Forest Stewardship Council (FSC) oder Programme for the Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC).
Im Zuge von europaweiten Prozessen wurde âÂÂnachhaltige Waldbewirtschaftungâ definiert als
âÂÂdie Behandlung und Nutzung von Wäldern auf eine Weise und in einem AusmaÃÂ, das deren biologische Vielfalt, Produktivität, Verjüngungsfähigkeit, Vitalität sowie deren Fähigkeit, die relevanten ökologischen, wirtschaftlichen und sozialen Funktionen gegenwärtig und in der Zukunft auf lokaler, nationaler und globaler Ebene zu erfüllen gewährleistet, ohne anderen ÃÂkosystemen Schaden zuzufügen.âÂÂ[3] In dieser in Europa anerkannten Definition kommen die vielen Funktionen des Waldes und das Streben nach nachhaltiger Entwicklung von Natur und Wirtschaft zum Ausdruck. Die waldbauliche Tätigkeit umfasst dabei die zielorientierte Planung, Entscheidung und Umsetzung im Bereich der Erneuerung, Pflege und Sanierung von Waldökosystemen bei gleichzeitiger Betrachtung ökologischer, sozioökonomischer und technischer Erkenntnisse. Die Forstwirtschaft kann dabei die nachhaltige Behandlung und Nutzung der Wälder sicherstellen.
Dennoch bleibt jede holzwirtschaftliche Nutzung ein Eingriff, der dem Wald permanent Biomasse entzieht, die von Natur aus zur Bodenbildung im Wald verbleiben würde.[4]
Siehe auch: Naturnahe Waldwirtschaft
Struktur
Die Forstwirtschaft in Deutschland unterscheidet drei Eigentumsarten von Wald:
Körperschaftswald
Privatwald
Staatswald (Landeswald, Treuhandwald und Bundeswald)
Treuhandwald: Im Zuge der Bodenreform in der DDR enteigneter und in Volkseigentum überführter Wald wurde der Treuhandanstalt übergeben. Ziel ist es, diesen Wald zu privatisieren. Dieses geschieht durch die bundeseigene Bodenverwertungs- und -verwaltungs GmbH (BVVG).
Um die Funktionen des Waldes zu sichern, ist es wichtig, dass funktionierende Strukturen geschaffen werden. Dies obliegt den einzelnen Bundesländern mit eigenen Landeswaldgesetzen. Die Bundesgesetzgebung gibt hierbei nur den Rahmen mit dem Bundeswaldgesetz vor.
Der Staatswald ist in den meisten Ländern in einzelne Forstämter unterteilt. Diese wiederum bestehen aus einzelnen Revieren, die eine GröÃÂe von 1.500 bis 3.000 Hektar haben. Die Bewirtschaftung der Reviere wird von den Förstern (Dipl.-Forstingenieur) durchgeführt.
Waldverteilung in Deutschland nach Land und Eigentumsart
Land
Staatswald (Bund)
Staatswald (Land)
Körperschafts
wald
Privatwald
Treuhand
wald
alle Eigentumsarten
Baden-Württemberg
7.302
321.678
541.031
492.219
0
1.362.229
Bayern
56.545
769.886
345.686
1.386.344
0
2.558.461
Brandenburg/Berlin
73.088
328.245
73.840
449.988
146.572
1.071.733
Hessen
7.595
342.986
318.601
211.068
0
880.251
Mecklenburg-Vorpommern
53.486
218.244
56.286
125.468
81.479
534.962
Niedersachsen/Hamburg/Bremen
54.884
343.926
85.706
678.006
0
1.162.522
Nordrhein-Westfalen
30.276
126.679
135.841
594.754
0
887.550
Rheinland-Pfalz
20.413
203.338
390.146
221.660
0
835.558
Saarland
791
47.450
21.748
28.470
0
98.458
Sachsen
30.116
191.069
57.839
171.723
60.831
511.578
Sachsen-Anhalt
49.452
135.196
33.101
196.612
77.767
492.128
Schleswig-Holstein
5.973
50.373
24.290
81.831
0
162.466
Thüringen
19.419
197.592
76.074
185.580
39.238
517.903
Deutschland (alle Länder)
409.340
3.276.661
2.160.189
4.823.722
405.887
11.075.799
Waldflächen in Hektar (Quelle: Bundeswaldinventur)[5]
Wald-Wild-Konflikt
Weiserfläche zur Beurteilung des Wildeinflusses auf die Naturverjüngung â man beachte das Fehlen von Verjüngung auÃÂerhalb des Zaunes
Naturverjüngung ohne Zäunung
Hohe Wilddichten von Pflanzenfressern, insbesondere von Schalenwild, können durch Verbiss eine aus ökologischen und wirtschaftlichen Gesichtspunkten angestrebte natürliche Verjüngung des Waldes erschweren oder verhindern.[6][7][8] Durch die Bevorzugung bestimmter Baumarten kann selektiver Verbiss Mischbaumarten aus dem Bestand verdrängen und so die Baumartendiversität verringern.[9] Auch gepflanzte Forstkulturen, die nicht durch Einzelbaumschutz oder Zäunung gesichert werden, sind betroffen.[9] Schälschäden können ältere Waldbestände, die dem Verbiss bereits entwachsen sind, über Jahrzehnte hinweg gefährden sowie im Schadensfall destabilisieren und ökonomisch entwerten.[10]
Dieser sogenannte Wald-Wild-Konflikt â zur Verdeutlichung des Zielkonflikts und der Akteure auch als Forst-Jagd- bzw. Waldbesitzer-Jäger-Konflikt bezeichnet â wird von Forstleuten, Naturschutzverbänden und Waldbesitzern im Hinblick auf einen angestrebten Waldumbau hin zu klimastabilen Mischwäldern als bedeutendes Problem betrachtet.[11][12][13] Insbesondere seit dem zu Heiligabend 1971 ausgestrahlten Film Bemerkungen über den Rothirsch von Horst Stern ist der zuvor hauptsächlich in Fachkreisen thematisierte Wald-Wild-Konflikt in den Fokus von ÃÂffentlichkeit sowie Politik gerückt und wurde zu einem der prominentesten Themen in der Auseinandersetzung um Wald, Forstwirtschaft und Jagd.[14][15][16] Im Jahr 1988 gründeten Jäger, die in der vom traditionellen Deutschen Jagdverband (DJV) vertretenen Haltung einen Unwillen zur ernsthaften Regulation der Wildbestände sahen, den ÃÂkologischen Jagdverein Bayern e.V. und späteren ÃÂkologischen Jagdverband (ÃÂJV), der durch konsequente und effektive Jagd die Wildschäden mindern und so flächendeckend âÂÂnaturnahe Waldwirtschaftâ ermöglichen will.[17][18]
Vor allem im GroÃÂprivatwald sowie in Staatsforstbetrieben, die als Eigenjagdbesitzer freie Hand bei der Jagdausübung haben,[19][20] konnten bei der Reduktion des Schalenwildes und Minderung der Verbissschäden regional Erfolge erzielt werden,[21] in weiten Teilen Deutschlands besteht die Problematik jedoch auch im 21. Jahrhundert weiterhin fort.[22][23] Das deutsche Bundesamt für Naturschutz (BfN) fasst die wesentlichen Ergebnissen eines Gutachtens, das gemeinsam mit dem Deutschen Forstwirtschaftsrat (DFWR) und der Arbeitsgemeinschaft NaturgemäÃÂe Waldwirtschaft (ANW) beauftragt und von den forstwissenschaftlichen Lehrstühlen der Georg-August-Universität Göttingen und der Technische Universität München erstellt wurde, in einer Pressemitteilung wie folgt zusammen:[23]
âÂÂÃÂberhöhte Schalenwildbestände führen in weiten Teilen der deutschen Wälder zu massiven Problemen; die eingetretenen Schäden sind nicht nur ökologisch bedenklich, sondern haben auch eine erhebliche ökonomische und damit finanzielle Dimension. Durch Wildverbiss werden die Anlage und der notwendige Umbau in naturnahe Mischwälder groÃÂflächig behindert.âÂÂ
â Bundesamt für Naturschutz (BfN)
Schädlingsbekämpfung
Bei besonderen klimatischen Voraussetzungen â wie sie z. B. während der Dürre und Hitze in Europa 2018 vorgeherrscht haben â können ideale Bedingungen für die massenhafte Vermehrung von Forstschädlingen entstehen.[24] In den Wirtschaftswäldern werden z. B. Pestizide wie Cyhalothrin, Cypermethrin und Tebufenozid zu deren Bekämpfung eingesetzt.[25][26][27] Zum Schutz der Holzernte vor dem Borkenkäfer und den anderen Insekten werden oft auch die in den Wäldern liegenden Polter mit Insektiziden wie Chlorpyrifos besprüht.[28]
Forstarbeiten im Harz
Gewinnung von Schnittreisig am Goldnen Steinrück, Vogelsberg
Volkswirtschaftliche Bedeutung
Die Forstwirtschaft bietet in Mitteleuropa trotz der seit Jahrzehnten rückläufigen Tendenz für viele tausend Menschen Arbeit und Einkommen. ÃÂber 90 % des Umsatzes eines Forstbetriebes wird durch den Verkauf des erzeugten Holzes erwirtschaftet. Jedoch werden auch andere Erzeugnisse des Waldes genutzt (für den privaten Konsum meist unentgeltlich). Zu diesen Nicht-Holzprodukten zählen Pilze, Beeren, Kräuter, Wildfleisch usw.
Die Forstwirtschaft erbringt auch Dienstleistungen (das genannte Beispiel des Waldwegebaus, die Sicherung dieser Wege) und Güter, die jedoch von den NutznieÃÂern normalerweise nicht bezahlt werden müssen, da eine gesetzliche Grundlage dafür fehlt, oder weil die Märkte nicht existieren.[29] Dies sind insbesondere die CO2-Speicherung und -sequestrierung, Tourismus und Naherholung, sowie (besonders im Falle tropischer Regenwälder) Beeinflussung des Klimas und genetisches Material.[29] Auch die Erbringung von Boden-, Luft- und Wasserschutzfunktionen und der Erhalt von Biodiversität werden in der Regel nicht vergütet.[29]
Deutschland
Holzernteaufkommen in Deutschland
â Hauptartikel: Wald in Deutschland
Der Wald in Deutschland bedeckt mit 11,4 Millionen Hektar 32 Prozent der Gesamtfläche des Landes. In den deutschen Wäldern wachsen rund 90 Milliarden junge und alte Bäume mit einem Holzvorrat von insgesamt 3,7 Milliarden Festmeter.[30] Die deutschen Wälder werden von rund 2 Millionen Waldbesitzern bewirtschaftet.[31]
Laut Holzmarktbericht des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) betrug der Holzeinschlag in Deutschland im Jahr 2015 insgesamt 55,6 Millionen Erntefestmeter ohne Rinde. Davon entfielen 42,0 Millionen Erntefestmeter auf Nadelholz und 13,6 Millionen Erntefestmeter auf Laubholz. 44 Prozent des bundesweiten Holzeinschlags wurden 2015 im Privatwald getätigt, 20 Prozent im Körperschaftswald und 36 Prozent im Staatswald.[32]
Im Jahr 2018 betrug der Anteil der Land- und Forstwirtschaft sowie der Fischerei an der Bruttowertschöpfung in Deutschland 0,7 %.[33] Aufgrund der Methodik der statistischen Erfassung wird die Bedeutung der Forst- und Holzwirtschaft allerdings nach Meinung einiger Forscher unterschätzt.[34] In so genannten Cluster-Studien werden Betriebe der Forst- und nachgelagerten Holzwirtschaft sowie weitere produzierende und verarbeitende Industriezweige wie die Papierindustrie und das Druck- und Verlagsgewerbe, die zum Teil auf Holz als Rohstoff angewiesen sind, aber auch Zulieferer oder im Holz- und Holzprodukte-Transport arbeitende Unternehmen als âÂÂCluster Forst und Holzâ zusammengefasst. Demnach sind im âÂÂCluster Forst und Holzâ rund 1,1 Millionen Menschen beschäftigt, die im Jahr 2016 rund 182 Milliarden Euro Umsatz erwirtschafteten.[35] Der GroÃÂteil des Umsatzes wird allerdings in dem sich zunehmend digitalisierenden Verlags- und Druckgewerbe erzielt. Auch die meisten Beschäftigten arbeiten in dieser Branche.[35]
Deutschland weist gefolgt von Schweden den höchsten Holzvorrat innerhalb der EU auf. Bei nachträglichen Cluster-Studien wurde dazu noch vorsichtig bewertet.[36]
Prinzipielle Uneinigkeit herrscht über den tatsächlichen jährlichen Holzeinschlag in Deutschland, seit im Jahr 2006 der Forstwissenschaftler Udo Mantau vom Zentrum für Holzwirtschaft der Universität Hamburg den Holzverbrauch in Deutschland als Berechnungsgrundlage für den Holzeinschlag heranzog. Er berechnete den Einschlag für das Jahr 2005 mit etwa 74 Millionen Festmeter deutlich höher als die für das gleiche Jahr vom Statistischen Bundesamt offiziell genannte Zahl von 56 Millionen Festmeter.
Die Vermutung eines tatsächlich höheren Einschlags wird damit begründet, dass ein Teil nicht offiziell erfasst wird.[37]
ÃÂsterreich
In ÃÂsterreich hat die Waldbewirtschaftung einen traditionell hohen Stellenwert. So sind zwar aufgrund von Einzelereignissen fluktuierende Holzeinschlagsmengen zu beobachten, jedoch stellt die Forstwirtschaft für viele Betriebe und Landwirte einen wichtigen Wirtschaftsfaktor dar.[38]
Holzeinschlag nach Besitzkategorie in 2009
Einschlag 2009
Veränderung zu 2008
Veränderung
zum 10-ÃÂ
Kleinwald
8,90 Mio. Efm
âÂÂ27,6 %
âÂÂ3,6 %
GroÃÂwald
5,87 Mio. Efm
âÂÂ15,5 %
+2,4 %
ÃÂBf AG (Bundesforst)
1,96 Mio. Efm
âÂÂ23,5 %
âÂÂ6,2 %
Der Holzbedarf ist in ÃÂsterreich bereits langfristig fallend, so wurden in ÃÂsterreich im Jahre 2004 noch rund 7 Mio. Fm Sägerundholz importiert und fallend bis auf 4 Mio. Fm im Jahre 2013. Demgegenüber steigen die Waldflächen von 3,7 Mio. ha im Jahre 1965 bis auf 4 Mio. ha im Jahre 2007. Der Holzvorrat ist mit über 1100 Mio. Vfm auf Rekordniveau in ÃÂsterreich.[39] Das verfügbare Potenzial liegt in einem Bereich von bis zu 28,8 Mio. Erntefestmeter-ÃÂquivalenten und ist bis dato bei weitem nicht genutzt.
Berufsfeld
Bei modernen Forstwirtschaftsbetrieben sind Vertreter der verschiedensten Berufsgruppen zu finden. Neben vielen verwaltungstechnischen Berufen kann man jedoch folgende klassische Forstausbildungen mit den entsprechenden Berufsbildern unterscheiden:
Ausbildung
Universitätsstudium
Forstleute mit einem Universitäts-Abschluss haben die Möglichkeit, als Forstwissenschaftler zu arbeiten oder nach einer zweijährigen Referendarszeit in den höheren Forstdienst einzutreten. Hier übernehmen sie in der Regel leitende Positionen in den Forstämtern oder in der Verwaltung.
In Deutschland wird das forstwissenschaftliche Studium an vier Universitäten angeboten:
Albert-Ludwigs-Universität Freiburg
Georg-August-Universität Göttingen
Technische Universität München in Freising
Technische Universität Dresden in Tharandt bei Dresden
Durch die neuen Möglichkeiten der Bachelor- und Master-Abschlüsse verwischen die Grenzen zwischen Universitäts- und Fachhochschulstudium immer stärker.
In ÃÂsterreich wird Forstwirtschaft an der Universität für Bodenkultur Wien (Boku) in Wien 18 gelehrt. Nach zwei Jahren beruflicher Praxis und mit Ablegung der Staatsprüfung zum höheren Forstdienst ist man berechtigt, die Berufsbezeichnung Forstwirt zu führen und eine Waldfläche von über 3600 Hektar zu bewirtschaften.
In der Schweiz kann an der ETH Zürich im Rahmen des Masterstudiums Umweltsystemwissenschaften die forstwissenschaftliche Vertiefung „Wald- und Landschaftsmanagement“ gewählt werden.
Fachhochschulstudium
Nach Abschluss eines Fachhochschulstudiums und einer anschlieÃÂenden einjährigen Anwärterzeit kann die Laufbahnprüfung für den gehobenen Forstdienst abgelegt werden. Diese Berufswahl führt in der Regel in den praktischen Forstdienst, wobei neben der Leitung eines Forstreviers heutzutage auch häufig fachspezifische oder verwaltungstechnische Tätigkeiten zum Berufsfeld gehören.
In Deutschland existiert der Studiengang Forstwirtschaft an folgenden Fachhochschulen:
Hochschule Weihenstephan-Triesdorf in Freising
Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde
HAWK Hochschule für angewandte Wissenschaft und Kunst Hildesheim/Holzminden/Göttingen in Göttingen (Fakultät Ressourcenmanagement)
Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg
Fachhochschule Erfurt
Studium an einer berufsbildenden höheren Schule
In ÃÂsterreich existiert eine Oberstufen-Schule, welche man nach 5 Jahren mit Reife- und Diplomprüfung abschlieÃÂt. Nach zweijähriger Praxis kann ein Absolvent eine Staatsprüfung für den Forstdienst ablegen und hat damit das Recht erlangt, eine Waldfläche von 1000 bis 3600 Hektar zu verwalten.
Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft (Försterschule) in Bruck an der Mur â Steiermark
Bis Juni 2005 existierte noch eine zweite HBLA für Forstwirtschaft in Gainfarn bei Bad Vöslau.
Berufe
Forsttechniker
â Hauptartikel: Forsttechniker
Der Forsttechniker ist eine Fachkraft des mittleren Forstmanagements.
Forstwirt
â Hauptartikel: Forstwirt
Der Forstwirt ist in Deutschland ein staatlich anerkannter Ausbildungsberuf und entspricht dem österreichischen und schweizerischen Forstwart. Es handelt sich dabei um die moderne Bezeichnung für den früheren Beruf Waldarbeiter.
In ÃÂsterreich ist Forstwirt ein Beruf, dessen Ausbildung ein Universitätsstudium, eine zweijährige Praxiszeit sowie eine Staatsprüfung umfasst. ÃÂsterreichische Forstwirte sind berechtigt, eine Fläche von über 3600 ha zu bewirtschaften und entsprechen ungefähr den deutschen Forstwissenschaftlern im höheren Dienst.
Forstwart
â Hauptartikel: Forstwart
Den Ausbildungsberuf des Forstwartes gibt es nur in ÃÂsterreich und der Schweiz. Die Aufgaben eines Forstwarts sind die gleichen wie die des deutschen Forstwirtes.
Forstfacharbeiter
â Hauptartikel: Forstfacharbeiter
Der Lehrberuf des Forstfacharbeiters existiert nur in ÃÂsterreich. Ein Forstfacharbeiter hat ähnliche Aufgaben wie ein deutscher Forstwirt. Wer nach drei Jahren Praxis eine Meisterprüfung ablegt, ist Forstwirtschaftsmeister.
Berufsvertretungen
Die Interessenvertretung der Forstbediensteten wird durch folgende Organisationen wahrgenommen:
Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt
Bund Deutscher Forstleute im dbb, aber nicht alle Förster sind Beamte oder Angestellte des öffentlichen Dienstes
Vereinigung der Forsttechniker e.V, Lohr am Main
Forstunternehmer, die im Auftrag die Holzernte, Holzrückearbeiten, Transport und zum Teil die Holzvermarktung vornehmen, sind organisiert im Verband der Agrargewerblichen Wirtschaft e. V. (VdAW), Stuttgart
Organisationen der Forstwirtschaft in Deutschland
Deutscher Forstwirtschaftsrat
Arbeitsgemeinschaft Deutscher Waldbesitzerverbände
Arbeitsgemeinschaft NaturgemäÃÂe Waldwirtschaft
Kuratorium für Waldarbeit und Forsttechnik
Deutscher Forstverein
Forstwirtschaft weltweit
Südasien
Die Herrscher von Sindh, Assam und Maratha vergaben bereits im 18. Jahrhundert Privilegien und erlieÃÂen Regularien zur Bewirtschaftung von Wäldern, durch die eine dauerhafte Versorgung mit Holz und Waldprodukten gesichert werden sollte. Der staatliche Zugriff auf Wälder hatte wiederholt heftigen Widerstand aus der lokalen Bevölkerung zur Folge. Zum Ende des Jahrhunderts erlieÃÂen auch die Herrscher der Gorkha Gesetze zur Waldwirtschaft, die einer umfassenden Wiederaufforstung an den Abhängen des Himalaya vorangingen. Die Gebietsannexionen im Zuge der Ausdehnung britischer Kolonialherrschaft hatten ab der zweiten Hälfte des Jahrhunderts eine zerstörerische Wirkung auf die lokalen Waldwirtschaften; der Bewirtschaftung der Flächen wurde keine Aufmerksamkeit geschenkt.[40]
Die von Napoleon 1805 verhängte Kontinentalsperre, die eine akute Holzknappheit im Kriegsschiffbau der Briten nach sich zog, veranlasste die britische Regierung, Bombay als Hafen- und Werftplatz auszubauen. In einem ersten Entwurf einer britisch-indischen Forstgesetzgebung orientierte sich der damit beauftragte Gutachter Franz Wrede stark an der damaligen Waldbewirtschaftung in deutschsprachigen Ländern. Ab 1823 wurde der Holzeinschlag jedoch privatwirtschaftlich organisiert, was katastrophale Folgen für die Teakwälder der Malabarküste nach sich zog. Um den unkontrollierten Holzeinschlag wieder zu unterbinden und das rapide wachsende Eisenbahnnetz mit Brenn- und Bauholz versorgen zu können wurde 1864 schlieÃÂlich das Forest Department unter der Leitung von Dietrich Brandis gegründet. Bereits im nächsten Jahr erlieàBrandis in seiner Funktion als Inspector General of Indian Forests eine erste neue Gesetzgebung zur Waldnutzung. 1878 folgte ein umfassenderes Forstgesetz, welches die Wälder in die drei Klassen âÂÂreservedâÂÂ, âÂÂprotectedâ und âÂÂvillage forestsâ einteilte. Im Prinzip sicherte das Gesetz vor allem die exklusive Nutzung der Wälder durch die Kolonialregierung. Von einer nachhaltigen Forstwirtschaft nach heutigem Verständnis kann nicht die Rede sein, der Hauptaugenmerk des Kolonialstaates lag auf der maximalen Ausbeutung der Wälder. Hierzu wurden die (oft ungeeigneten) Prinzipien der europäischen Forstwirtschaft fast unverändert auf den Subkontinent übertragen; das lokale Wissen um nachhaltige Forstwirtschaft wurde ignoriert, ein Zugriff der lokalen Bevölkerung auf den Wald und dessen Ressourcen möglichst unterbunden. Versuche von Brandis, einen Kompromiss zwischen lokalen Gewohnheitsrechten, verbrieften Rechten und staatlicher Gesetzgebung zu finden, wurden durch einzelne Kolonialbeamte vereitelt. Weitere Ergänzungen des landesweiten Forstgesetzes folgten 1893 und 1923, diese stellten vor allem eine Verschärfung im Sinne der industriellen Forstwirtschaft dar. Die Rechtsprechung blieb dennoch weiterhin keineswegs einheitlich, da die lokalen Regierungen der Madras Presidency, der Provinz Burma sowie der Provinz Berar sich weigerten, das Gesetz zu implementieren und 1882, 1881, bzw. 1886 eigene Forstgesetzgebungen erlieÃÂen. Während der Weltkriege stieg die Ausbeutung der südasiatischen Wälder erneut massiv an.[40]
Die Konsequenzen des britischen Umgangs mit südasiatischen Wäldern waren eine systematische Umwandlung der Primärwälder in industriell nutzbare Forste, sowie eine fortschreitende Entrechtung der Waldbewohner bzw. waldbewirtschaftender Dorfbewohner. Aufgrund des chronischen Personalmangels des Kolonialstaates dauerte dieser Prozess bis zur ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts an. Auch nach der Unabhängigkeit wurde im post-kolonialen indischen und pakistanischen Staat, unter Bezugnahme auf die Rechtsprechung aus dem Jahr 1878, eine zentralisierte industrielle Ausbeutung der Waldflächen weiterbetrieben. 1998 verabschiedete die indische Zentralregierung den Joint Management Forestry Act, der die Beteiligung der lokalen Bevölkerung explizit beinhaltet. Dies geschah mitunter, da der indische Staat in der zentralistischen Bewirtschaftung der Wälder an die Grenzen der Machbarkeit gestoÃÂen war. Doch auch mit diesem Gesetz wurden nach wie vor weder eine ökonomische Absicherung lokaler Bevölkerungen noch das Erreichen eines ökologischen Gleichgewichts, sondern vielmehr die Steigerung privatwirtschaftlicher Gewinne und steuerlicher Einnahmen in den Vordergrund gerückt.[40]
Siehe auch
Agroforstwirtschaft
Interfob: Jährliches Treffen von Studierenden der Forst- und Holzwirtschaft Europas
Liste forstwirtschaftlicher Geräte und Maschinen
Waldarbeit: Ausführende Tätigkeiten der Forstwirtschaft im Wald
Literatur
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL, Hrsg.): Der Wald in Deutschland â Ausgewählte Ergebnisse der dritten Bundeswaldinventur, Berlin 2014. Online-Version (PDF; 5 MB)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL, Hrsg.): Holzmarktbericht 2014, Berlin 2015. Online-Version (PDF; 0,6 MB)
Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL, Hrsg.): Holzmarktbericht 2014 â Anlage Gesamteinschlag, Berlin 2015. Online-Version (PDF; 0,1 MB)
Reinhold Erlbeck, Ilse Haseder und Gerhard Stinglwagner: Das Kosmos Wald- und Forstlexikon. 4. Auflage. Franckh-Kosmos, Stuttgart 2009, ISBN 978-3-440-12160-3.
Johannes Fischbach-Einhoff, Ulrich Schraml und Andreas Katthagen: Deutscher Forstwirtschaftsrat 1950âÂÂ2000. 50 Jahre für Wald, Forstwirtschaft und Umwelt. Landwirtschaftsverlag, Münster 2000, ISBN 3-00-006273-4.
Zur historischen Forstwirtschaft
Wolfgang Wüst: Im Wald herrscht Recht und Ordnung. Zur Benevolenz spätmittelalterlicher und frühneuzeitlicher Forstwirtschaft. In: Berichte des Historischen Vereins Bamberg 151, 2015, ISBN 978-3-87735-215-1, S. 171âÂÂ184.
Zur internationalen Forstwirtschaft
Michael Mann: „Waldwirtschaft und Forstwissenschaft in Britisch-Indien.“ in: MIDA Archival Reflexicon (2018), ISSN 2628-5029, 1âÂÂ7.
Weblinks
Commons: Forstwirtschaft â Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Forstwirtschaft â Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, ÃÂbersetzungen
Informationen zu Waldforschung und Forstpraxis â der Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft in Weihenstephan
Forschung für die Praxis â der Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
Wald und Forstwirtschaft â Aufgaben der Förster
Waldwissen.net â Informationen für die Forstpraxis
Der als Bonsai wahrgenomme ökonomische Mammutbaum
Department für Wald- und Bodenwissenschaften der univ. f. Bodenkultur, Wien
Försterschule (Höhere Bundeslehranstalt für Forstwirtschaft Bruck an der Mur / Steiermark)
Portal der deutschen Forstverwaltungen
Einzelnachweise
â https://www.bundesimmobilien.de/7627746/forstliche-produkte#
â https://www.bundesimmobilien.de/7614569/forstliche-dienste
â Europäische Ministerkonferenz zum Schutz der Wälder in Europa (MCPFE) in der Helsinki-Resolution H1 (Memento vom 8. März 2005 im Internet Archive), âÂÂAllgemeine Leitlinien für die nachhaltige Bewirtschaftung der Wälder EuropasâÂÂ, 1993.
â Wilhelm Bode (Hrsg.): Naturnahe Waldwirtschaft. ProzeÃÂschutz oder biologische Nachhaltigkeit? Holm, 1997, ISBN 3-930720-31-0.
â Bundeswaldinventur
â Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke, Stefan Wagner: Der Wald-Wild-Konflikt – Analyse und Lösungsansätze vor dem Hintergrund rechtlicher, ökologischer und ökonomischer Zusammenhänge (= Göttinger Forstwissenschaften. Band 5). Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2010, ISBN 978-3-941875-84-5, S. 48, 63, doi:10.17875/gup2010-280 (gwdg.de [PDF; abgerufen am 20. Januar 2019]).
â R. M. A. Gill: A Review of Damage by Mammals in North Temperate Forests: 3. Impact on Trees and Forests. In: Forestry: An International Journal of Forest Research. Band 65, Nr. 4, 1992, S. 363âÂÂ388, doi:10.1093/forestry/65.4.363-a.
â Steeve D. Côté, Thomas P. Rooney, Jean-Pierre Tremblay, Christian Dussault, Donald M. Waller: Ecological Impacts of Deer Overabundance. In: Annual Review of Ecology, Evolution, and Systematics. Band 35, 2004, S. 113âÂÂ147, doi:10.1146/annurev.ecolsys.35.021103.105725.
â a b Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke, Stefan Wagner: Der Wald-Wild-Konflikt – Analyse und Lösungsansätze vor dem Hintergrund rechtlicher, ökologischer und ökonomischer Zusammenhänge (= Göttinger Forstwissenschaften. Band 5). Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2010, ISBN 978-3-941875-84-5, S. 41, doi:10.17875/gup2010-280 (gwdg.de [PDF; abgerufen am 20. Januar 2019]).
â Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke, Stefan Wagner: Der Wald-Wild-Konflikt – Analyse und Lösungsansätze vor dem Hintergrund rechtlicher, ökologischer und ökonomischer Zusammenhänge (= Göttinger Forstwissenschaften. Band 5). Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2010, ISBN 978-3-941875-84-5, S. 48 f., 139, 180 f., doi:10.17875/gup2010-280 (gwdg.de [PDF; abgerufen am 20. Januar 2019]).
â Christian Ammer, Torsten Vor, Thomas Knoke, Stefan Wagner: Der Wald-Wild-Konflikt – Analyse und Lösungsansätze vor dem Hintergrund rechtlicher, ökologischer und ökonomischer Zusammenhänge (= Göttinger Forstwissenschaften. Band 5). Universitätsverlag Göttingen, Göttingen 2010, ISBN 978-3-941875-84-5, S. 2, 5, 41, 73 f., doi:10.17875/gup2010-280 (gwdg.de [PDF; abgerufen am 20. Januar 2019]).
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Normdaten (Sachbegriff): GND: 4017966-7 (OGND, AKS)
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